„Wir werden einen langen Atem brauchen“
Kaum etwas stellt Kindertageseinrichtungen aktuell vor so große Herausforderungen wie der Fachkräftemangel. Der kürzlich vorgestellte deutschlandweite „Kita-Bericht 2022“ des Paritätischen Gesamtverbandes, der auf eine Umfrage von Kita-Fachkräften basiert, ergab, dass in Nordrhein-Westfalen 22,4 Prozent der Befragten der Aussage „Die Kapazität in der Einrichtung kann nicht vollständig genutzt werden, weil Fachkräfte fehlen“ völlig und 27 Prozent eher zustimmen. Von der derzeitigen Situation in den Nottulner Einrichtungen konnte sich der hiesige CDU-Landtagsabgeordnete Dietmar Panske nun in einem Gespräch mit den Nottulner Kita-Leiterinnen ein Bild machen.
„Auch wenn wir zurzeit personell noch gut aufgestellt sind, wird es für uns immer schwieriger ausreichend Fachkräfte zu bekommen, um unser Betreuungs- aber vor allem unser Bildungsangebot aufrecht zu erhalten“, erklärte Gisela Wieskus, Leiterin des DRK-Kindergarten „Alter Kindergarten“, zum Auftakt des Gesprächs. „Unsere Erzieherinnen arbeiten schon jetzt an der Belastungsgrenze. Schließlich steigen die Erwartungen und Aufgaben und gleichzeitig werden auch immer mehr Stunden in den Einrichtungen gebucht.“
Daher sei gerade der Einsatz von Alltagshelfern zur Entlastung des Fachpersonals in der Kita, der noch von der vorherigen Landesregierung auf den Weg gebracht worden war, ein guter Beitrag, zeigte man sich in der Runde überzeugt. Dennoch seien diese kein Ersatz für pädagogische Fachkräfte.
Eine Einschätzung, die auch vom Landtagsabgeordneten Dietmar Panske geteilt wurde. „Nie zuvor gab es so viele Beschäftigte in den Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege wie aktuell. Jedoch hatten wir auch noch nie einen so hohen Bedarf an Kita-Plätzen. Der allgemeine Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel ist daher auch in diesen Bereichen deutlich zu spüren und wird sich aller Voraussicht nach auch weiter zuspitzen. Das ist umso problematischer, da gerade hier essenzielle Grundlagen für die Entwicklung unserer Kinder gelegt werden.“
Um dieser Entwicklung nicht tatenlos zu zuschauen, habe man bereits in der letzten Wahlperiode unter anderem eine Verdreifachung der Kapazitäten für das Studium „Lehrkraft Sozialpädagogik am Berufskolleg“ erreicht. „Zum Wintersemester 2020/21 haben wir hier für eine Verdoppelung der Kapazitäten an der TU Dortmund gesorgt und wir haben dafür gesorgt, dass dieser Studiengang erstmals auch an der Universität Wuppertal eingeführt wurde, um auf diesem Weg erstmal genug Ausbilder für den Erzieherberuf zu haben. Das Nadelöhr liegt aktuell aber eher daran, dass der Markt, wie in vielen anderen Bereichen auch, leer gefegt ist. Das Land NRW hat im letzten Jahr eine Fachkräfteoffensive in den Sozial- und Erziehungsberufen gestartet“, erklärte Panske.
Zwar gebe es keine schnelle Musterlösung für das Fachkräfteproblem, dennoch würden in Düsseldorf alle Hebel in Bewegung gesetzt, die die Kita-Einrichtungen unterstützen können, versicherte der CDU-Abgeordnete. „Mit mehr Quereinsteigern, erleichterter Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und dem weiteren Ausbau des Studien- und Ausbildungsangebots in Erziehungsberufen sowie der praxisintegrierten Ausbildung wollen wir den massiven Fachkräftemangel zumindest etwas lindern. Insgesamt werden wir bei diesem Thema aber einen langen Atem brauchen, da die zugrundeliegenden Probleme nicht in einem Sprint sondern nur in einem Marathon gelöst werden können.“
Weitere Themen des Gesprächs waren außerdem die künftige Ausgestaltung der Kindspauschalen vor dem Hintergrund steigender Personal- und Energiekosten, alternative Betreuungsmodelle sowie die Digitalisierung der Kindertageseinrichtungen.